Der Rund-um-die-Uhr-Manager

25. April 2019

Schon seit 1993 lenkt Peter Gemsjäger mit viel Herzblut die Geschicke bei den Frauen des ECDC Memmingen  - Aus der Allgäuer Zeitung vom 24. April 2019

Von Jan-Mirco Linse

Memmingen - Peter Gemsjäger erinnert sich gut: „Ich habe angefangen, beim Memminger Eishockey mitzuhelfen, als die Eishalle eröffnet wurde. Damals noch bei den Männern.“ 1987 war das, also vor 32 Jahren. Als er 1993 (nach der Pleite des SC Memmingen) die Fronten wechselte und fortan das Frauen-Team in der Maustadt unterstützte, ahnte er noch nicht, welche Erfolgsgeschichte er dadurch maßgeblich mitschreiben würde. Heute, 26 Jahre später, haben die Allgäuerinnen eine beeindruckende Titelsammlung angehäuft. Weil sie sich jüngst zum dritten Mal zum deutscher Meister krönten (wir berichteten) , werden sie am kommenden Samstag ab 10.30 Uhr im Memminger Rathaus empfangen – inklusive Feier auf dem Balkon.

Immer noch mittendrin und fast unersetzlich: Peter Gemsjäger. „Ich war damals mit einigen Spielerinnen befreundet, so bin ich dazu gekommen“, blickt der 61-Jährige zurück. Zu Beginn sei für die Sportlerinnen alles lediglich ein Hobby gewesen: „Sie haben damals höchstens einmal die Woche trainiert.“ Nach und nach wurde das Niveau höher, die Bedingungen professioneller. Gemsjäger blieb immer dabei.

Heute, da die Indians vom ECDC Memmingen zu den Top-Teams des Landes zählen, beschreibt er sein Tätigkeitsfeld mit einem Schmunzeln: „Der Trainer ist für das Sportliche zuständig, ich quasi für den ganzen Rest.“ Soll heißen: Er übernimmt die Kaderplanung, organisiert Sommertraining, Eiszeiten und den Spielbetrieb samt Busfahrten und Hotels bei den Auswärtspartien. Außerdem ist er Ansprechpartner für die Sportlerinnen und kümmert sich zum Teil auch um Equipment. Derzeit muss er wieder zwei neue Kontingentspielerinnen suchen, weil Taylor Day und Sonja Weidenfelder jüngst nach Kanada zurückgekehrt sind. „In den vergangenen Jahren haben wir immer Top-Platzierungen erreicht. Die Saisonvorbereitung beginnt inzwischen im Mai, es wird drei Mal pro Woche trainiert. Das ist jetzt eine richtig ernsthafte Sache“, sagt Gemsjäger.

Fotoquelle: Erwin Hafner, Allgäuer Zeitung

 

Technisch müssen sich die Frauen nicht mehr verstecken. Der einzige Unterschied zu den Männern seien die wenigeren Checks, die aber bei den Frauen ohnehin nur begrenzt erlaubt sind. Lachend erinnert er sich: „Am Anfang hätte ich das nie für möglich gehalten.“ Die Entwicklung macht ihn stolz. Sein leidenschaftliches Engagement wurde zu seinem größten Hobby – und brachte ihn auch zu den Frauen des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB). Sechs Jahre war er dort als Teammanager für die U18 zuständig, sechs weitere für die A-Nationalmannschaft. Dass er diese Posten nicht mehr innehat, liegt an den gestiegenen Anforderungen auf Vereinsebene: „Wir waren dieses Jahr 10 000 Kilometer mit dem Bus unterwegs und hatten 42 Spiele. Oft mussten wir auswärts übernachten. An den wenigen Wochenenden, an denen wir nicht mit dem ECDC unterwegs waren, standen DEB-Lehrgänge oder Länderspiele an. Das wurde mir zu viel.“ Die Tätigkeit sei anspruchsvoll und zeitintensiv, auch finanziell sei der Aufwand nicht zu unterschätzen. Gemsjäger, der selbstständig in der IT-Branche ist, trat kürzer, hilft aber aus, wenn es nötig ist. Seine bisherige Bilanz in Memmingen: Vier Mal Pokalsieger, drei Mal Meister, einen Titel im europäischen Supercup, dazu diverse zweite und dritte Plätze.

Die Einladung ins Rathaus und die damit verbundene Anerkennung entschädige für viele Mühen. Am 5. Juni besucht er beispielsweise mit der Mannschaft auch den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder. „Es ist toll, zu sehen: Heute spielen Top-Athletinnen für uns. Sie sind ehrgeizig und haben Ambitionen. Viele wollen 2022 zu den Olympischen Spielen nach Peking“, sagt der 61-Jährige. Den Fortschritt beim Memminger Frauen-Eishockey nennt er „beeindruckend“, stellt aber klar, dass jede Zeit schöne Seiten gehabt habe und er immer mit viel Freude dabei gewesen sei. Für Gemsjäger ist klar: „Es ist immer noch Potenzial da. Und ich will mich weiter einbringen.“

Herzlichen Dank an die Allgäuer Zeitung und Jan-Mirco Linse für die Zurverfügungstellung des Beitrages und Ernst Hafner für das Foto

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