Es war, als würde alles kräftig durchgeschüttelt – und am Ende stand keines der vier Teams mehr auf dem Platz, auf dem es nach Abschluss der Hauptrunde gestanden war: In der Finalrunde der Eishockey-Bundesliga der Frauen in Füssen gewann der Zweite der Hauptrunde, der ESC Planegg-Würmtal, gegen den Vierten, die „Eisbären Juniors“ Berlin, das Endspiel mit 4:1. Für die Oberbayern war es der achte Titel. Damit prangt zu Recht auf den Kleinbussen der Planeggerinnen in großen, blauen Lettern der Schriftzug „Deutscher Rekordmeister“.
Der hohe Favorit und Tabellenerste ERC Ingolstadt war im Halbfinale an Berlin gescheitert und wurde Dritter – durch einen 2:1-Erfolg gegen den ECDC Memmingen, den Dritten der Hauptrunde, der sich am Ende mit Platz vier zufriedengeben musste.
Nach dem Turnier zog der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) am Montag eine positive Bilanz: „Mit dem Final-Four-Turnier endete eine Saison, die trotz der coronabedingten Einschränkungen nahezu reibungslos verlief und in der nur sehr wenige Spielverlegungen zu verzeichnen waren.“ Auf Nachfrage unserer Redaktion betonte DEB-Kommunikationsleiter Ruben Stark, die strengen Corona-Vorgaben hätten sich ausgezahlt. Es habe rund um die Finalrunde keine Probleme gegeben.
Das ganze Wochenende über verfolgten hochrangige DEB-Vertreter das Geschehen in der Arena des Bundesleistungszentrums (BLZ), nicht zuletzt Präsident Franz Reindl und Interims-Sportdirektor Christian Künast. Er sagte: „Wir haben ein sehr intensives und gutes Frauen-Eishockey der vier besten Mannschaften der Saison gesehen und einen überraschenden Finalisten. Es waren zudem sehr viele Nationalspielerinnen zu beobachten, das machte es noch interessanter. Es war eine rundum gelungene Sache. Dafür gebührt auch der Turnierorganisation ein Dank.“
Frauen-Bundestrainerin Franziska Busch sagte im Gespräch mit unserer Zeitung über den ungewohnten, coronabedingten Modus, mit dem in dieser Saison der Meister ermittelt wurde: „Es hat beides was für sich: die Play-offs und eine derartige Finalrunde.“ Die 35-jährige Busch, die als aktive Spielerin unter anderem auch für den ECDC Memmingen auflief, sagte zum Abschneiden ihres früheren Vereins, der bereits dreimal deutscher Meister war: „Die Memmingerinnen haben in beiden Spielen unglücklich verloren. Sie haben alles gegeben und sich nichts vorzuwerfen. Das glücklichere Ende hatten diesmal die anderen.“
Und was sagten die Memminger zu ihrem Abschneiden in der Finalrunde? Beginnen wir mit Headcoach Werner Tenschert: „Unsere beste Saisonleistung hat im Halbfinale nicht fürs Finale gereicht. In der Schussstatistik waren wir gegen Planegg führend und gegen Ingolstadt mindestens auf Augenhöhe. Unsere mangelnde Chancenverwertung und zahlreiche Pfosten- und Lattentreffer haben eine bessere Platzierung verhindert.“
Trotz der Rückstände in beiden Partien habe sein Team „Moral bewiesen und großes Kämpferherz gezeigt“, lobte der Memminger Trainer seine „Mädels“. Und fügte hinzu: „Ich kann meiner Mannschaft keine Vorwürfe machen. Wir haben alles gegeben und alles versucht und sind an Kleinigkeiten gescheitert.“
Das Pech der einen ist das Glück der anderen: Überglücklich zeigte sich die aus Füssen stammende Nationaltorhüterin Franziska Albl. Und zwar nicht nur über die „JBL Soundbox“, die sie als beste Spielerin ihrer Mannschaft im Spiel gegen Memmingen als Geschenk bekam – sondern vor allem über ihren zweiten Meistertitel. Den ersten gewann sie 2016 – mit dem ECDC Memmingen. Albl sagte jetzt: „Bei so einem Turnier sieht man, dass alles möglich ist. Egal, wie die Saison zuvor verlaufen ist: Es fängt wieder bei null an. Die Spiele waren alle sehr spannend und eng. Jede Mannschaft hat bis zum Schluss gekämpft. Ich bin unglaublich stolz und glücklich, dass ich mit Planegg die Meisterschaft holen durfte.“
Etwas verhaltener fiel die Freude bei den beiden Kaufbeurer Nationalspielerinnen Nicola und Tanja Eisenschmid über den dritten Platz aus. Von der Dominanz, die der ERC Ingolstadt in der Hauptrunde gezeigt hatte, war nichts mehr zu sehen.
Den Blick in die Zukunft richtete bereits die Memmingerin Carina Strobel: „Im Hinblick auf die nächsten Wochen mit der Nationalmannschaft war dieses Turnier eine super Vorbereitung. Ich freue mich riesig, dass die Weltmeisterschaft dieses Jahr stattfindet. Ich kann es kaum erwarten, bis es endlich losgeht.“
Die WM geht vom 6. bis 16. Mai in Kanada über die Bühne. Am 22. März beginnt die Vorbereitung für die DEB-Auswahl. Dann stehen sie alle wieder in Füssen auf dem Eis – die Nationalspielerinnen aus Memmingen und Planegg, aus Berlin und Ingolstadt. Nicht gegeneinander, als hart fightende Konkurrentinnen, sondern miteinander – und alle im gleichen Trikot, dem mit dem Bundesadler.
Fotocredits: Alwin Zwibel