Weil die Frauen des ECDC Memmingen einmal gegen Planegg gewinnen und einmal verlieren, muss ein drittes Spiel die deutsche Meisterschaft entscheiden. Dort sorgen die Allgäuerinnen für ein Happy End
Von Jan-Mirco Linse
Memmingen - Das Finale um die deutsche Eishockey-Meisterschaft der Frauen erinnerte an ein Theaterstück: dramatisch, mitreißend, immer wieder mit überraschenden Wendungen – und am Ende mit einem Happy End. Sowohl der ECDC Memmingen als auch Dauerrivale ESC Planegg hatten im Play-off-Finale der Bundesliga je eine Partie für sich entschieden. Also musste das dritte Spiel der „Best-of-three“-Serie darüber entscheiden, ob die Allgäuerinnen ihren Titel aus dem Vorjahr verteidigen. Alles oder nichts, ein Drama in drei Akten, dass seinen furiosen Höhepunkt vor 600 Zuschauern in der Memminger Eissporthalle fand. Dort setzten sich letztlich die heimischen Indians mit 3: 0 (2: 0, 1: 0, 0: 0) durch – und alle Anspannung fiel von den Spielerinnen ab. Lange wurde auf dem Eis gefeiert. Unsere Zeitung blickt auf die drei spannenden Akte des Schauspiels zurück.
Spiel eins – erster Akt Die Zuversicht war vor der Serie groß: 74 von 84 möglichen Punkten hatte der ECDC in der Hauptrunde geholt – und damit zehn mehr als Verfolger Planegg, der zudem in drei von vier Duellen besiegt wurde. Im Halbfinale stellte der EC Bergkamen keine große Hürde dar (4: 1 und 4: 2) – der Weg zur Titelverteidigung schien geebnet. Und in der Tat: Beim Finalauftakt auswärts in Grafing ließen die Allgäuerinnen nichts anbrennen und gewannen durch Tore von Taylor Day (2) sowie Carina Strobel und Sonja Weidenfelder jeweils in Überzahl souverän mit 4: 1 (1: 0, 2: 0, 1: 1) Die Maustädterinnen dominierten dabei über weite Strecken, was das Selbstvertrauen stärkte. Es gab kaum Zweifel: In einem der beiden folgenden Heimspiele würden die Maustädterinnen die Meisterschaft feiern können ...
Spiel zwei – zweiter Akt „Planegg ist immer ein harter Gegner. Wir werden es definitiv nicht auf die leichte Schulter nehmen“, hatte Memmingens Top-Scorerin Day vor der zweiten Partie gemahnt. In der Tat traten die Indians zuhause vor einem würdigen Publikum (offiziell 1632 Zuschauer) zu Beginn konzentriert und zielstrebig auf: Nach dem ersten Durchgang stand es bereits 2: 0 für die Gastgeberinnen, Marie Delarbre und Lena Kartheininger in Überzahl hatten getroffen. Doch vor den Augen von Franz Reindl, dem Präsidenten des deutschen Eishockeybunds, kam das Heimteam nach einem frühen Torhüterwechsel Planeggs aus dem Tritt. Es zeigte nach der ersten Pause ein ganz anderes Gesicht: fahrig, unkonzentriert, zweikampfschwach und vor allem mit schlechter Chancenverwertung. Also kam Planegg folgerichtig durch Franziska Feldmeier und Bernadette Karpf zum Ausgleich. Im Schlussabschnitt gelang den Gästen die 3: 2-Führung durch Julia Zorn. Memmingen war an diesem Tag nicht in der Lage, das Ruder wieder herumzureißen – und musste den Serienausgleich hinnehmen. „Vielleicht ging es im ersten Drittel zu leicht“, resümierte ECDC-Coach Werner Tenschert später. Sollte den Indians der sicher geglaubte Titel doch noch durch die Lappen gehen?
Spiel drei – dritter Akt Alles war also angerichtet für ein dramatisches Entscheidungsspiel. Doch vor rund 600 Fans stellte sich nicht lange die Frage nach dem Sieger: Day stellte schon nach 47 Sekunden auf 1: 0, acht Minuten später ließ Delarbre das 2: 0 folgen. Und auch wenn der ECDC erneut beste Möglichkeiten ausließ – dieses Mal hielt die Konzentration, Memmingen spielte clever und ließ kaum Chancen zu. Die Anspannung bei Fans und Spielerinnen zeigte sich beim 3: 0: Als Day in Überzahl nach einer tollen Kombination für die Vorentscheidung sorgte, war der Jubel groß. Planegg kämpfte weiter und bot ein würdiges Endspiel, doch die Gastgeberinnen agierten zu souverän. Mit der Schlusssirene gab es kein Halten mehr: Nach der Siegerehrung feierte das Team noch lange mit Fans, Familie und Freunden auf dem Eis. Ein Happy End nach einer spannenden Serie. Kapitänin Daria Gleißner wirkte erleichtert. „Wir sind auch im zweiten Spiel schon super gestartet, aber wir haben uns ein bisschen auf der Führung ausgeruht. Das war ein Fehler und wir haben uns fest vorgenommen, dass wir den im letzten Spiel nicht noch mal machen“, resümierte sie. „Der Druck war in den Play-offs schon riesig. Aber gerade das macht es doch aus, ich fand das super“, sagte sie und stürzte sich wieder in die Feier.
Herzlichen Dank an die Allgäuer Zeitung und Jan-Mirco Linse für die Zurverfügungstellung des Beitrages