Mit gemischten Gefühlen blicken die Memminger Eishockeyfrauen auf den Start in ihre 19. Bundesliga Saison. Fast ein Drittel der Mannschaft fehlt aus gesundheitlichen Gründen zum Auftakt, die meisten davon laborieren noch an Verletzungen von der im August ausgetragenen Weltmeisterschaft in Kanada.
Der Rückblick
Die letzte Saison endete mit einem vierten Platz für die Indians. Wegen Corona mussten die geplanten Play-Offs einem Finalturnier in Füssen weichen. Trotz zweier guter Spiele mussten sich die Allgäuerinnen am Ende mit Rang vier begnügen.
Die Vorbereitung
Anfänglich lief alles nach Plan. So wurde im Rahmen der Off-Eis-Vorbereitung ein neuer Weg eingeschlagen und unter der Leitung von Alexandra Kirchdorffer ein dreimonatiges intensives Vorbereitungsprogramm absolviert. „Im Gegensatz dazu waren wir von einer optimalen Vorbereitung am Eis meilenweit entfernt“ so Indians Teammanager Peter Gemsjäger. „Wir standen zwar schon seit Anfang Juli in Füssen auf dem Eis, doch wegen der auf August verschobenen Weltmeisterschaft hatten wir gerade Mal zwei gemeinsame Eistrainingseinheiten mit unseren Nationalspielerinnen“. Dann kam im August die WM in Calgary, zu der Daria Gleißner und Andrea Lanzl aus gesundheitlichen Gründen gar nicht mitreisen konnten. Von den sechs nominierten Spielerinnen kam dann nur eine Einzige, Youngster Kathi Häckelsmiller, einigermaßen unverletzt wieder zurück. Die anderen Fünf hatten in Kanada schwere bzw. schwerste Verletzungen erlitten und fehlen den Memmingerinnen seither. Am schlimmsten erwischt hat es Verteidigerin Carina Strobel, die im günstigsten Fall an Weihnachten wieder mit dem Training beginnen kann, im „worst case“ aber bis zu einem Jahr auszufallen droht. Dass die Memmingerinnen aufgrund von technischen Problemen in der heimischen Eissporthalle zwei Wochen länger als geplant im BLZ Füssen trainieren mussten, war dazu ein verhältnismäßig kleines Problem.
EWHL Supercup
Entsprechend holprig verlief dann der Auftakt in den EWHL Supercup. Mit einem Minikader unterlagen die Indians gegen Neuchâtel mit 3:6, eine Woche später gab es in Salzburg eine 1:2 Niederlage in der Verlängerung.
„Auch wenn es nur zu einem Punkt aus den beiden Spielen reichte, so bin ich dennoch mit den gezeigten Leistungen zufrieden. Im Match gegen Neuchâtel fehlte im dritten Drittel auf Grund des intensiven, vorangegangenen, mehrtätigen Trainingslagers die notwendige Kraft um als Sieger vom Eis zu gehen. Salzburg konnten wir zwar spielerisch absolut dominieren – 46 zu 17 Schüsse – scheiterten jedoch leider letztendlich an unserer Chancenauswertung“, so Head Coach Georg Taferner
Der Kader
Acht Jahre lang stand Werner Tenschert als Headcoach an der Memminger Bande. Nach drei Meisterschaften, ebenso vielen Pokalsiegen und einem Titel im EWHL Supercup übernimmt nun Georg Taferner die Indians Frauen. Der 44-jährige Österreicher hat die A-Trainerlizenz seines Heimatlandes sowie ein Diplom der renommierten Trainerakademie in Vierumäki, Finnland: „Ich freue mich sehr auf meine neue Herausforderung und denke, dass unser Team viel Talent und Potenzial aufweist wodurch wir gemeinsam viel erreichen werden können.“
Die Abgänge:
Aus schulischen bzw. beruflichen Gründen stehen den Memmingerinnen Katharina Ott, Lena Schurr, Nina Jörg und Laura Egger nicht mehr zur Verfügung. Torhüterin Emma Schweiger absolviert ein Studiensemester in Irland und wird erst nach Weihnachten wieder für die Indians einsatzbereit sein.
Die Zugänge:
Prominentester Neuzugang ist Rekord-Nationalspielerin Andrea Lanzl (33 Jahre) vom ERC Ingolstadt. 316 Berufungen in die Nationalmannschaft, 320 Bundesligaspiele mit über 214 Toren und 325 Assist stehen bei ihr zu Buche. Mit Laura Kluge kommt eine weitere Topstürmerin ins Allgäu. Sie spielte zuletzt vier Jahre in der NCAA für die St. Cloud State Universität und kann auch schon auf 82 Einsätze in der Nationalmannschaft zurückblicken (22 Tore/24 Assists). Die beiden jungen Torhüterinnen Carina Bartsch (21) aus Schongau und Julia Becker (18) aus Peiting gehören ebenso neu zum Team. Ebenfalls im Sturm stößt ein Memminger Eigengewächs zur Mannschaft: Anna Rose, 14 Jahre, gilt als eines der hoffnungsvollsten Talente im deutschen Fraueneishockey. Sie erzielte in ihrem ersten Einsatz für die Memminger Frauen bereits ihren ersten Treffer für die Indians.
Darüber hinaus gibt es eine Reihe von weiteren jungen Perspektivspielerinnen, die an die Bundesliga herangeführt werden sollen: Torhüterin Jessica Bischof (15 Jahre, aus Königsbrunn), Verteidigerin Anna Kindl (15. Landsberg) sowie Stürmerin Kim Bürge (16, Lindau).
Das Saisonziel
Hauptziel vom neuen Coach Georg Taferner ist es, die Play-Offs zu erreichen. Keine einfache Aufgabe aufgrund der knappen personellen Situation. „Uns wird zu Beginn zwar die Quantität an Spielerinnen fehlen, dennoch haben wir auch so genügend Qualität im Kader um Spiele zu gewinnen“ so der Memminger Übungsleiter. „Wenn wir die Play-Offs schaffen und Alle an Bord sind, ist alles möglich“
Der Spielplan
Der Spielplan ist von den Rahmenbedingungen der Nationalmannschaft geprägt. Ein sehr früher Beginn Ende September, zwei Wochen Pause im November wegen der Olympiaqualifikation in Füssen und ein vierwöchiger Break im Februar aufgrund der Winterspiele in Peking. Auch der Auftakt hat es für die ECDC Frauen wahrlich in sich. Von den ersten sechs Spielen geht es gleich viermal gegen Ingolstadt bzw. Planegg.
Der Wochenendgegner
Samstag um 17.15 Uhr kommt der ERC Ingolstadt an den Memminger Hühnerberg, einen Tag später müssen die Indians zum Rückspiel um 17.15 Uhr in der Ingolstädter Saturn Arena ran. Eine Verbesserung der knappen personellen Situation im Lager der Allgäuerinnen liegt noch in weiter Ferne.